Vereinsgeschichte
1907 – Der Verein entsteht
Auf Initiative von Max Rehle, auch „spinnerter Schullehrer“ seinerzeit genannt, entstand 1907 mit ca. 20 Mitgliedern unser Verein, der sich aus dem „Wintersportverein Tegernseer Tal“ löste. Zum 1. Vorstand wurde Josef Heitmeyer gewählt. Nach einem zähen Start entwickelte unser Club verschiedene Aktivitäten, sowohl alpin als auch nordisch, hier speziell Skispringen. 1913 wurde der Beitritt zum Bayerischen Skiverband besiegelt. Doch zwei Weltkriege warfen den aufstrebenden Verein jäh zurück. Zwischen den Kriegen wurde der gesellschaftliche Aspekt groß geschrieben. Klangvolle Namen wie Leo Slezak, Ludwig-Thoma und die bekannten Musiker Reiter, Holl und Kiem waren Mitglieder.
1922 – Bau der Vereinshütte
Im Jahre 1922 wurde unsere Vereinskihütte am Blankenstein erbaut.
1926 – Bayerische Meisterschaften
1926 wurden erstmals die Bayerischen Meisterschaften im Langlauf und Skispringen durch uns ausgeführt. Auch die wichtigste Einnahmequelle unseres Vereins, das Waldfest an jedem 1. Wochenende im August wurde in diesem Jahr ins Leben gerufen.
Leider gibt es für die Jahre 1937 bis 1956 keine vereinseigenen Aufzeichnungen.
1962 – wir schreiben Geschichte
1962 schrieb der SCRE Geschichte im deutschen alpinen Skisport: 14! Klasse-1-Läufer (entspricht heute Welt-/Europacup-Mannschaft) stellte unserer Verein!
1972 – olympisches Feuer
1972 durfte Lenz Spiegler als Vertreter des SCRE das Olympische Feuer durch Rottach-Egern tragen.
1976 – Olympia Innsbruck
1976 startete Georg Kandlinger im 50km Langlauf bei den Olympischen Spielen in Innsbruck.
1983 – Seniorenweltmeister
Sepp Heufelder wurde 1983 Seniorenweltmeister im Skilanglauf.
1987 – Christina Meier
Cristina Meier, jetzt verheiratete Höck, gehörte von 1987 bis 1995 dem A-Kader des deutschen Skiverbandes an. „Chrissi“ gewann 1988 in Aspen und 1993 in Lillehammer je einen Weltcup-Riesenslalom.
WM-Teilnehmerin: 1987 in Grans Montana, 1989 in Vail und 1993 in Morioka
Olympiateilnehmerin: 1988 in Calgary, 5. Rang im Riesenslalom, 1992 in Albertville und 1994 Lilillehammer, jeweils Rang 10 im Riesenslalom.
Zweimal war sie Deutsche Meisterin im Riesenslalom: 1992 und 1995
2002/2003 – deutsche Meisterschaft
In der Saison 2002/2003 wurde Steffi Stemmer Deutsche Meisterin in der Abfahrt.
Aufgrund ihrer sehr guten Leistungen in dieser Saison schaffte sie den Sprung in die Welt-Cupmannschaft des Deutschen Skiverband.
2000 – bayrische Meisterschaften
Im Jahr 2000 führte der SCRE die bayerischen Meisterschaften im Skilanglauf durch, 2001 folgte die Deutsche Meisterschaft im Skilanglaufsprint. Leider musste 2003 die Deutsche Jugendmeisterschaft abgesagt werden. 2004 sind wir wieder die Veranstalter der Deutschen Meisterschaft im Sprint(Einzel und Staffel) Skilanglauf.
2001 – Setzberglift
2001 erwarb der SCRE von der Wallbergbahn für den symbolischen Preis von 1 DM den Setzberglift am Wallberg und eine Pistenraupe der Marke Kässbohrer.
Seit 2001 betreibt der Ski-Club die Internetseite www.scre.de .
2002 – Lagerstadlbau Waldfest
Im Herbst 2002 begann der Lagerstadelbau, welcher das vereinseigene Festzelt nach 30 Jahren bester Dienste für unser Waldfest ablöst. Der Lagerstadel wurde bis zum Sommer 2003 fertiggestellt.
heute
Derzeit sind rund 750 Personen Mitglied im Ski-Club Rottach-Egern. Im Skilanglauf und Ski alpin werden derzeit ca. 60 Kinder von Trainern betreut.
Vor 75 Jahren
Erstmals die „Bayerische Nordische“ in Rottach-Egern
Schwierige Strecke und rustikale Techniken: Schneepflugfahren, Steckenreiten, Arschbackenbremse und Umwachseln.
Das trifft sich gut. Zusammen mit der Int. Deutschen Meisterschaft im Sprint 2001 kann der Ski-Club Rottach-Egern ein kleines Jubiläum feiern. Denn 75 Jahre vorher, am 23./24. Januar 1926 hat der damals schon recht rührige Club unter dem unvergessenen Gustl Moschner die Bayerischen Nordischen Skimeisterschaften durchgeführt.
Es waren große Tage für Rottach-Egern und anstrengende für die Leute vom Ski-Club. In der Chronik ist zu lesen, dass der gesamte Ort festlich geschmückt war und dass die Mitglieder des Ski-Clubs sogar das Bahnhofsgebäude in Tegernsee herausgeputzt haben, um den 119 Teilnehmern einen freundlichen Empfang zu bereiten. Sie wurden am Bahnhof auf bereitstehende Schlitten (Schloapfen) verfrachtet und von den Rottacher Bauern mit ihren Rössern zum Wettkampfort gebracht.
Für das Herrichten der 18-Kilometer-Strecke, die von Kreuth – Wildbad Kreuth – Schwaigeralm – Weissachau (Pförner Brücke) – hinauf zum Marmorbruch in Enterbach und von dort am Fuße des Ringbergs entlang zum Ziel in Weissach führte, mußten gut und gerne 50 Helfer zwei Tage lang schuften. Eine Spurmannschaft auf Tourenskieren legte die Loipe.
Etwa zehn Mann für die eigentliche Spur und weitere jeweils fünf zu beiden Seiten für die „Stockspur“. Unsere Langlauf-Großväter benutzten zwar Haselnuß-Skistöcke mit Abstütz-Tellern, so groß wie ein Squash-Schläger, die aber bei lockerem Neuschnee eher hinderlich waren. Bei Schneefall mußte die Strecke immer wieder neu durchlaufen werden, Sie wurde zudem mit Papierfähnchen (von „Pigmentan“) abgesteckt, die bei den Buben hoch im Kurs standen und nach dem Lauf abgeräumt wurden.
Langlauf war damals eine echte Schinderei. Das Material primitiv, die Kleidung unpraktisch, ein gezieltes Vorbereitungstraining gab es nicht. Größtes Problem war das Wachsen der hölzernen Latten. Die falsche Wahl des Wachses konnte bei Wechselschnee zum „Aufstollen“ führen, d.h. die Skier „klaubten“ den Schnee auf. Dann sah man fluchende Teilnehmer, die ihre Skistöcke quer über die Loipe legten und versuchten, Schnee (und Eis) von der Laufsohle abzustreifen. Andere waren dabei, mit dem Messer Hartschnee und alten Klister abzukratzen und neu zu wachseln. Eine Viertelstunde konnte dabei draufgehen. Die aber war schnell wieder hereingelaufen, wenn der Ski gut lief. Wie überhaupt bei längeren Strecken Zeitabstände von einer Stunde durchaus an der Tagesordnung waren.
Geradezu unmöglich war es damals, während des Laufes etwa einen Schluck Wasser zu nehmen. Das, so war die Lehrmeinung, führe zum Verlust von Kraft und Ausdauer. Dagegen sollte eine Speckschwarte als Art Kaugummi Wunder wirken. Die Finnen, so hieß es, seien deshalb so stark.
Der Müller Gustl von Bayrischzell war damals in Bayern unschlagbar und er wurde auch 1926 in Rottach-Egern Sieger. Die Jahre darauf erwuchs ihm mit Georg (Schorsch) Hagn, einem jungen Rottacher ernsthafte Konkurrenz. Der Schorsch tauchte plötzlich aus dem Nichts auf und lief sich in die bayerische Auswahl. Er zelebrierte seinen Zieleinlauf vor Publikum immer mit lauten Rufen und feuerte sich selbst an: „Hagn, kämpfen, auf gehts, los, kämpfen!“ Bis ins hohe Alter blieb er dem Langlauf treu. Als Lüftlmaler war es ein Künstler. Zahllose Fresken im Tegernseer Tal und darüber hinaus erinnern uns an ihn.
Rottach-Egern wurde mit der Ski-Erschließung des Wallbergs später mehr zu einer Hochburg des alpinen Skilaufs. Immer noch hält Toni Sailer den Streckenrekord auf der berühmt-berüchigten „Standard“-Abfahrt (2,20 Min). Niemand wird dieser Zeit jemals unterbieten, denn die einstige FIS-Strecke wurde zur Hobby-Abfahrt für anspruchsvolle Läufer.
Seit einigen Jahren kommt der Langlauf wieder zu Ehren. Auf der „Sutten“ im Valepper Tal entstand in 1000 m Seehöhe ein sportlich anspruchsvolles, schneesicheres Langlaufzentrum und auf den weiten Wiesen im Talgrund locken herrliche Ski- und Skating-Loipen zum genußvollen Lauf. Die Bayerische Meisterschaft im vorigen Winter wurde vorbildlich abgewickelt und hat dem SCRE Anerkennung von allen Seiten gebracht. Wie schon damals, vor 75 Jahren. Tradition verpflichtet. Deshalb wird die „Int. Deutsche Meisterschaft – SPRINT 2001“ dem Club und dem Ort mit einer langlaufbegeisterten Bürgerschaft weiteren Auftrieb für diesen schönen Sport bringen.
Wir freuen uns darauf.
Hans Sollacher